Editorial

Wie ist es um die Schweiz bestellt?

Am 25. Juli 2019 jährte sich der Rütlirapport zum 79. Mal. 1940, während des Zweiten Weltkrieges, appellierte General Henri Guisan auf dem Rütli erfolgreich an den Widerstandsgeist der Schweizerinnen und Schweizer und rief dazu auf, die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz zu verteidigen. Heute herrscht zwar kein Krieg. Dennoch ist unsere Freiheit mit dem EU-Rahmenvertrag gefährdet. Wie ist es um unser Land, um die Widerstandsfähigkeit der politischen Elite, der Lobbyisten, Verbände, Gewerkschaften und der Bundesräte bestellt? Zum Anlass des Jahrestages des Rütlirapports lud ein nachdenklicher SVP-Präsident die Medienschaffenden zum Hintergrundgespräch auf dem Rütli ein. Nachfolgend die Worte, die Albert Rösti auf der kurzen Schiffahrt von Brunnen zum Rütli an die Journalistinnen und Journalisten richtete.

Albert Rösti
Albert Rösti
Nationalrat Uetendorf (BE)

Sehr geehrte Medienschaffende

Den meisten Schweizerinnen und Schweizern geht es heute glücklicherweise wirtschaftlich sehr gut. Dennoch mache ich mir Sorgen um die Zukunft der Schweiz. In den letzten Wochen hatte ich ein wenig mehr Zeit für die Lektüre als sonst – und nicht nur für die Lektüre von bundesrätlichen und anderen Botschaften oder Gesetzesvorlagen.

Ich habe mich mit der jüngeren Schweizer Geschichte befasst. Heute vor 79 Jahren hat General Guisan beim Rütlirapport den Widerstandsgeist der Schweizerinnen und Schweizer geweckt. Die Lage damals war viel schwieriger als heute. Es herrschte Krieg, die Schweiz war von den Achsenmächten eingeschlossen und die Bedrohung real. General Guisans Mut, seine Risiko- und Widerstandsbereitschaft zur Verteidigung der Freiheit unter Inkaufnahme kriegerischer Handlungen auf Schweizer Boden sind unbeschreiblich.

Und heute? Wir sind umgeben von uns mehrheitlich freundschaftlich gesinnten Staaten, die mit der Schweiz guten Handel treiben. Sie verkaufen mehr Güter in die Schweiz als sie der Schweiz abkaufen. Die Schweiz hat als drittwichtigster Handelspartner in der EU einen hohen Stellenwert.

Die EU ihrerseits hat mit der nicht gelösten Verteilung von Flüchtlingen, dem Euro und der vielen überschuldeten Staaten oder dem BREXIT weit grössere Herausforderungen als ihr Verhältnis zur Schweiz. Ich habe das anlässlich eines Besuchs bei Abgeordneten in Deutschland kürzlich deutlich erfahren.

Und wo stehen wir? Wieviel Widerstand ist zu erwarten? Werden wir den Schalmeienklängen aus Brüssel widerstehen? Oder jenen der Linken und Grünen, die noch mehr Geld umverteilen, noch mehr staatlichen Zentralismus, mehr Geld, mehr Gesetze, mehr Regulierung auf Kosten unserer Freiheit wollen?

Es kann sogar verlockend tönen (das haben ja Schalmeienklänge so an sich), das Versprechen jemand anderer – der Staat – sorge für einen, löst alle Probleme. Eigenverantwortung und Freiheit sind dabei allerdings nicht gefragt, sondern nur noch der Geldgeber, konkret der Steuerzahler.

Ich mache mir Sorgen, als Präsident der grössten Partei, die Eigenverantwortung und Freiheit in Sicherheit stärken will.

Sicher, die heutige Ausgangslage kann nicht verglichen werden mit derjenigen von 1940. Die Konsequenzen aus einer Teilmitgliedschaft mit der EU – und genau dazu führt der EU-Rahmenvertrag – sind jedoch im Grundsatz vergleichbar. Wie damals würden wir auch heute die Unabhängigkeit und Freiheit verlieren. Bei einem Ja, können wir wohl bereits den 81. Jahrestag des Rütlirapports nicht mehr in Freiheit und Unabhängigkeit begehen. Ich gehe mit Ihnen auf den Schauplatz des Rütlirapports, um mich inspirieren zu lassen. Inspiration zum Widerstand.

General Guisan hat bereits zum Ende der Aktivdienstzeit als er nochmals 400 Truppenkommandanten versammelte auf die Nachkriegszeit aufmerksam gemacht. als er sagte:

„Unser Volks möchte heute … nicht darüber nachdenken, ob und auf welche Weise unser Land in Zukunft von neuem bedroht werden könnte; es hat sich auch zwischen 1920 und 1930 und sogar später wenig mit dieser Frage beschäftigt. Was wir damals, besonders seit dem Jahr 1933, unternahmen, um es aufzurütteln, um ihm ins Gewissen zu reden und es zur Wachsamkeit aufzurufen – was wir damals getan haben, werden wir immer aufs neue tun müssen.“

Als Präsident der SVP verspreche ich Ihnen, dass wir bereit sind, weiterhin als Mahner aufzutreten und wach zu rütteln. Leider wohl mit so wenig Erfolg bei den sogenannten politischen Eliten wie damals. Ich vertraue jedoch umso mehr auf die Kraft und den Willen die derjenigen, die jeden Tag die Ärmel hochkrempeln und arbeiten oder die dies ein Leben lang getan haben.

Jetzt hoffe ich, dass wir den 80., den 100.  und auch 500. Gedenkfeier zum Rütlirapport feiern werden – als unabhängiges und freies Land!

> Berichterstattung des Blicks

> Berichterstattung des SRF

Albert Rösti
Albert Rösti
Nationalrat Uetendorf (BE)
 
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