„Demokratie & Freiheit“

Der Nationalrat hat den 48-Jährigen aus Brütten bei Winterthur zu Beginn der Wintersession zum Präsidenten gewählt. Auf Stahl entfielen 157 von 172 gültigen Stimmen.

 

SVP-Klartext: Nur wenige Menschen haben die Ehre, einmal im Leben höchster Schweizer zu sein. Was ist das für ein Gefühl?

Jürg Stahl: Es ist speziell für meine Familie und mich. Ich habe vor dieser Aufgabe grossen Respekt. Aber es ist ein Privileg und es macht mich schon stolz! Schlussendlich möchte ich zu Gunsten unseres Landes mit den wichtigsten Attributen „Demokratie & Freiheit“ meine Arbeit einfach nur gut machen!

 

Wo möchtest du in deinem Präsidialjahr den Schwerpunkt setzen?

Ich möchte den „unauffälligen, unspektakulären und sich für die Gesellschaft einsetzenden“ Menschen eine Stimme geben. Es gibt Hunderttausende in der Schweiz, die am Morgen aufstehen und ohne grosses Aufsehen ihre Arbeit gut machen. Aus Überzeugung und ohne den Anspruch zu haben, dass es die Öffentlichkeit bemerkt. Aber genau das macht unsere Schweiz aus – Menschen die sich für andere einsetzen, die im Freundeskreis, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Quartier und in Vereinen Leistung erbringen. Tag für Tag, manchmal unbemerkt seit Jahren oder Jahrzehnten! Ich empfinde das nicht als Selbstverständlichkeit und möchte all diese Menschen an meinem Präsidialjahr partizipieren lassen – denn sie bilden das starke Fundament unseres Landes!

Was ist das wichtigste politische Thema, das die Schweiz 2017 beschäftigen wird?

Die Altersvorsorge so in die nächsten zwei Dekaden zu führen, dass sie bezahlbar für die jüngere Generation und Wirtschaft ist und den Respekt vor den Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, behält. Diese Balance ist schwierig zu finden. Das wichtigste – eben auch unspektakuläre, weil zu oft als selbstverständlich angesehene – Thema ist und bleibt eine funktionierende und erfolgreiche Wirtschaft mit Vollbeschäftigung. Reformen, Begehrlichkeiten und Wohlstand sind nur mit einem vernünftig funktionierenden Wirtschaftsmotor möglich.

 

Die EU ist ebenfalls ein zentrales Thema in der Schweizer Politik. Braucht es das von der EU geforderte «institutionelle Rahmenabkommen» mit der Schweiz, das möglicherweise 2017 zum Abschluss kommen und uns noch näher an die EU binden wird?

Nein. Die Tatsache, dass wir seit 1848 mit der modernen Schweiz und ihren Institutionen immer das Volk als abschliessender Souverän massgeblich mit in die Entscheidungen verankert haben, zeigt, dass es hier in diesem Grundwert nichts zu rütteln gibt. Dabei aber weltoffen zu sein, ist kein Widerspruch, denn die Schweiz als kleines Land hat schon immer erfolgreiche Handelsbeziehungen geführt.

 

Eine Mehrheit des Parlaments setzt sich für eine Nichtumsetzung des Zuwanderungsartikels in unserer Verfassung ein. Müssen wir wirklich aus Furcht vor der EU klare Forderungen der Bundesverfassung ignorieren?

Als Nationalratspräsident ist es meine Aufgabe in dieser Debatte die Plattform zu schaffen, dass die verschiedenen politischen Kräfte die Auseinandersetzung korrekt führen können. Klar schmerzt es mich, wenn ich vorne sitze und feststellen muss, dass die Sorgen der Bevölkerung schöngeredet und zurechtgebeugt werden! Das höchste Gebot bleibt in unserer Demokratie das Respektieren eines Entscheides.  

 

Als Präsident von Swiss Olympic bist du seit kurzem auch höchster Sportler. Swiss Olympic setzt sich dafür ein, immer mehr Bundesmittel zu erhalten. Gleichzeitig bist du als SVP-Nationalrat aber dagegen, dass der Staat überall mitbezahlt. Ein Widerspruch?

Der Sport nimmt in unserer Gesellschaft einen speziellen Stellenwert ein. Der Erfolg des Schweizersports basiert auf einer enormen ehrenamtlichen Leistung. Damit wir viele Menschen bewegen können, brauchen wir eine erfolgreiche Spitze. Mein Lieblingsthema ist die Geschichte der „vielen kleinen Giulias“ die inspiriert und motiviert werden durch die „Grosse“ Giulia Steingruber, die als Vorbild (nicht nur sportlich, sondern auch menschlich) die Farben unseres Landes an medial wirksamen Grossveranstaltungen erfolgreich vertritt! Und da darf – und muss aus meiner Sicht – der Staat doch auch in die nötigen Infrastrukturen und Voraussetzungen investieren. Ich will, dass der Weg zum Podest unterstützt wird und nicht das Podest!

 

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