Weniger Bürokratie in der Schweiz heisst Nein zu den Bürokratie-Verträgen mit der EU

Die SVP begrüsst den gemeinsamen Kampf der Landwirtschaft- und Wirtschaftsverbände gegen die überbordende Bürokratie. Allerdings verheddert sich die Economiesuisse in peinliche Widersprüche. Sie fordert weniger Bürokratie in der Schweiz und will unser Land gleichzeitig an die grösste Regulierungsmaschine der Welt ketten: die EU.

Die staatliche Regulierungsflut kostet Milliarden, lähmt die unternehmerische Innovationskraft und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Die Bürokratie schadet dem Wohlstand in der Schweiz.

Die SVP unterstützt die Landwirtschaft- und Wirtschaftsverbände in ihrem Kampf gegen die wuchernde Bürokratie in der Schweiz. Allerdings verheddert sich der grösste Wirtschaftsverband Economiesuisse in peinliche Widersprüche: Er fordert ultimativ den Abbau von Bürokratie: «Wo die Schweiz handeln muss.» Gleichzeitig weibelt der Verband zuvorderst für den Abschluss der neuen EU-Verträge.

Die entscheidende Frage lautet nicht, wo die Schweiz handeln MUSS. Die entscheidende Frage lautet, wo die Schweiz überhaupt noch handeln KANN, wenn sie sich vertraglich an die EU-Regulierungsmaschine kettet.

Die Vernehmlassung der EU-Verträge hat gezeigt, dass namentlich der Gewerbe- und der Bauernverband grosse Vorbehalte angebracht haben gegenüber der dynamischen (= automatischen) Übernahme von EU-Recht und EU-Bürokratie. Der Bauernverband lehnt die automatische Rechtsübernahme im Agrarbereich sogar ganz ab. Der Gewerbeverband zieht zudem eine rote Linie gegenüber den gewerkschaftlichen Konzessionen im Arbeitsmarkt. Im Gegensatz dazu drängt die Economiesuisse mit allen Mitteln auf den Abschluss der EU-Verträge.

Economiesuisse verheddert sich in peinliche Widersprüche

Die Schweizer Landwirtschaft- und Wirtschaftsverbände fordern einen Bürokratie-Stopp in der Schweiz und legen verschiedene Vorschläge vor, wo unnötige und teure Regulierungen abgebaut werden können.

Allerdings verheddert sich Economiesuisse in peinliche Widersprüche. Man kann nicht weniger Bürokratie in der Schweiz fordern und sich gleichzeitig an die EU-Regulierungsmaschine ketten. Mit seinem konfusen Vorgehen torpediert der grösste Wirtschaftsverband die dringend nötigen Massnahmen in der Schweiz.

  • Die Wirtschaftsverbände fordern an der heutigen Medienkonferenz einen flexibleren Schweizer Arbeitsmarkt. Doch die Economiesuisse hat gleichzeitig mehrere gewerkschaftliche Kröten geschluckt, um das geplante EU-Vertragspaket durchzubringen: Ausweitung GAV, Kontrollen, Lohnschutz usw. zusammengefasst als «flankierende Massnahmen». Damit wird der liberale Arbeitsmarkt in der Schweiz weiter reguliert und geschwächt.
  • Die Economiesuisse will weniger Regulierung im Umwelt- und Energiebereich – und verdrängt dabei, dass wesentliche Teile der Schweizer Energie- und CO2-Gesetzgebung durch die EU getrieben sind.
  • Die Economiesuisse ist gegen die Übernahme des EU-Lieferkettengesetzes (CSDDD) und der Sorgfaltspflichten – ist aber gleichzeitig bereit, dass die Schweiz einseitig EU-Recht übernimmt und anwendet.
  • Die Economiesuisse lehnt die neue Konzernverantwortungsinitiative 2.0 kategorisch ab – dabei fusst auch diese Initiative auf den Lieferketten- und Sorgfaltsbestimmungen der EU.
  • Die Economiesuisse kritisiert die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) – will aber die Schweiz institutionell der EU unterordnen. Was mittelfristig zur Totalübernahme der EU-Regulierung auch im Umweltbereich führt.
  • Ebenso kritisch sieht die Economiesuisse die EU-Vorgaben für nachhaltige Investitionen («EU-Taxonomie») – gleichzeitig will der Verband die automatische Übernahme von EU-Recht, was die pragmatische Umsetzung von Umweltauflagen in der Schweiz nicht mehr zulässt.
  • Die Economiesuisse will auf die Einführung eines Schweizer CO2-Grenzausgleichssystems (CBAM) verzichten – und verschweigt dabei, dass dieses CBAM ebenfalls der EU-Regulierungsmaschine entstammt.

Offenbar haben die Wirtschaftsfunktionäre der Economiesuisse das EU-Vertragspaket weder richtig gelesen noch begriffen:

  • Das CO2-Ziel der EU wird durch das Strom-Abkommen auch bei uns für verbindlich erklärt.
  • Der Green-Deal mit seinen 14‘000 Seiten wirkt in alle Binnenmarktabkommen zwischen der Schweiz und der EU – namentlich im Bereich Strom, Lebensmittelsicherheit, Land- und Luftverkehr.
  • Die Economiesuisse fordert: «Wir müssen in unserer Standortpolitik unnötige Regulierungen vermeiden.» Allerdings wird mit der dynamischen Rechtsübernahme und dem sogenannte «decision shaping» unser bewährtes Vernehmlassungsverfahren ausgehebelt – und damit auch die Einflussmöglichkeit der Verbände auf die schweizerische Gesetzgebung.
  • Die einseitige und integrale Übernahme der EU-Regulierungsflut durch die Schweiz als «Rechtssicherheit» zu verkaufen, wie dies die Economiesuisse tut[1], kann man nur als Mumpitz bezeichnen. Faktisch wird die Schweiz in wesentlichen Bereichen verpflichtet, EU-Recht und EU-Regulierungen zu übernehmen und anzuwenden. Damit verliert die Schweiz die Möglichkeit, sich pragmatisch abzuheben von der EU.

Die Schweiz wird schon jetzt durch die EU-Bürokratie getrieben

Zurecht kritisieren die Wirtschaftsverbände die Gesetzesflut in der Schweiz: In der vergangenen Legislatur (2019-2023) seien «203 Gesetze und Verordnungen neu geschaffen oder angepasst» worden. Das sind auf jeden Fall zu viele Gesetze und Regulierungen. Aber ein Klacks gegen die Produktion von Gesetzen und Verordnungen in der EU.

Zur Wahrheit gehört auch, dass die Schweiz schon jetzt getrieben wird durch die EU-Regulierungsmaschine. In den letzten zehn Jahren ist rund die Hälfte aller wirtschaftsrelevanten Regulierungen in der Schweiz direkt oder indirekt auf EU-Recht zurückzuführen. Der grösste Teil davon geschieht durch den autonomen Nachvollzug von EU-Recht. Dabei spielt eine unheilvolle Allianz aus EU-hörigen Beamten und Wirtschaftsfunktionären, die vermeintliche Handelshemmnisse vermeiden wollen.

Der Impulsgeber der Regulierungsflut ist auf jeden Fall die EU.

Gemäss «Draghi Report» hat die EU zwischen 2019 und 2024 rund 13’000 Rechtsakte (legal acts) erlassen. Unterteilt in:

  • 515 gewöhnlich gesetzgebende (legislative) Akte
  • 2’431 andere legislative Akte
  • 954 delegierte Akte
  • 5’713 Durchführungsakte («implementing acts»)
  • 3’442 «andere» Akte

Bei durchschnittlich 30 Seiten pro Akt ergibt sich eine Summe von 390'000 Seiten EU-Regulierung.

20 Millionen Wörter EU-Regulierung – pro Jahr!

Seit Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon (2010) hat sich das Volumen der EU-Gesetzgebung auf knapp 20 Millionen Wörter verdoppelt. Bestand ein durchschnittlicher EU-Rechtsakt im Jahr 2000 noch aus rund 54’000 Wörtern, waren es 2024 knapp 160’000 Wörter. Vor allem die Zahl an direkt anwendbaren EU-Verordnungen nahm in dieser Zeit deutlich zu.[2]

20 Millionen Wörter EU-Regulierung – pro Jahr!
Das sind jedes Jahr zusätzlich 70'000 Seiten Rechtstexte![3]

Der Umfang der EU-Regulierung hat sich seit dem Lissabon-Vertrag verdoppelt!

Was ist zu tun?

Bürokratie-Stopp

Keinen weiteren Ausbau von Vorschriften, Regulierungen, Dokumentationspflichten usw. Die SVP fordert die Wirtschaftsverbände auf, ab der kommenden Session jeden Vorstoss und jede Vorlage, die zu bürokratischen Mehrbelastungen führen, mit einem Bürokratie-Warnkleber zu versehen. Die bürgerlichen Parteien haben es in der Hand, die Bürokratieflut zu stoppen – sie müssen es nur tun.

Bürokratie-Abbau

Die Bürokratisierung ist ein Symptom. Sie steht für einen stark wachsenden Staat, der immer mehr Mittel und Macht an sich reisst. Im Jahr 2000 betrugen die Ausgaben des Bundes 47,1 Milliarden. Für nächstes Jahr sind 90,6 Milliarden geplant. Wer weniger Bürokratie will, muss konsequenterweise dem Staat und seinen Profiteuren Mittel und Macht entziehen. Weniger Staat heisst weniger Bürokratie. Weniger Bürokratie heisst mehr Freiheit: Für die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen.

Nein zur EU-Regulierungsmaschine

Weniger Bürokratie in der Schweiz heisst Nein zu den Bürokratie-Verträgen mit der EU. Die Krise im EU-Raum müsste Warnung genug sein.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer beklagt die wuchernde und kostenintensive EU-Bürokratie: «Der stetige Strom an neuen Gesetzen, Berichtspflichten, Auflagen, Formularen und Anträgen hält die Betriebe in der EU von ihren eigentlichen Geschäften ab.»[4] 95 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen die Bürokratieflut als eines der Hauptprobleme.

Bürokratie-Wahnsinn kostet die deutsche Wirtschaft bis zu 146 Milliarden Euro jährlich. Bundeskanzler Merz erklärt den Bürokratie-Abbau zur Chefsache – wenn nicht die EU wäre: «Doch der Abbau von Vorschriften steht vor der Herausforderung, dass Brüssel strenge Vorgaben macht.»[5] Mit anderen Worten: Wenn die EU nicht will, sind Deutschland die Hände gebunden.

Wenn sich die Schweiz ihren Handlungsspielraum bewahren will, darf sie die EU-Bürokratieverträge nicht abschliessen.

 
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