Referat

Bildung: Statt uns anzupassen – auf die Praxis bauen

Die klassische Berufslehre, wie wir sie in unserem Land kennen, ist ein gewichtiger Erfolgsfaktor des Werkplatzes Schweiz. Sei es auf dem Bau, bei den vielen Zulieferbetrieben der Industrie oder im…

Toni Brunner
Toni Brunner
Nationalrat Ebnat-Kappel (SG)

Die klassische Berufslehre, wie wir sie in unserem Land kennen, ist ein gewichtiger Erfolgsfaktor des Werkplatzes Schweiz. Sei es auf dem Bau, bei den vielen Zulieferbetrieben der Industrie oder im Bank -und Versicherungswesen, bei den Elektrikern, Automechanikern, Pflegeberufen usw. Die Schweiz ist gerade wegen des dualen Berufsbildungssystems bekannt für hohe Qualität, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit.

In den letzten Jahren haben wir unseren schweizerischen Weg immer mehr verlassen und sind – wie in vielem anderen – den Schalmeienklängen der EU gefolgt. Sein wollen wie die anderen… als Motiv für das eigene Handeln. Die sogenannte Bologna-Reform wollte die Verwirklichung eines wettbewerbsfähigen und dynamischen Hochschul- und Forschungsraums Europa. Die Realität ist, dass die Harmonisierung der Bologna-Reform bei uns zu einer Schwächung des dualen Berufsbildungssystems geführt hat. Statt Erfahrung im Beruf zählen Diplome und Abschlüsse, die offenen Grenzen und die Zuwanderung im grossen Stil haben diese Entwicklung noch verstärkt.

Die blinden Befürworter der Personenfreizügigkeit – obschon ursprünglich klar davon gesprochen wurde, man müsse diesen negativen Aspekt der Bilateralen Verträge einfach in Kauf nehmen – werden heute nicht müde zu betonen, dass die Zuwanderung in die Schweiz aus der EU insbesondere auf Hochqualifizierte entfällt. Sie ziehen als Beweis die angegebenen Bildungsabschlüsse herbei. Dass diese aufgrund unterschiedlicher Schul- und Bildungssysteme wenig aussagekräftig sind, wird nicht erwähnt. So liegt die Maturitätsquote in Italien bei gegen 80 % oder in Frankreich bei über 50 %, in Finnland bei 95 %, im Vergleich dazu in der Schweiz bei rund 26 %. Aussagekräftiger wären Zahlen zur Einwanderung in bestimmte Berufsgattungen und die ausgeübte Tätigkeit in der Schweiz.

Bei vergleichenden Studien wird die Schweiz wegen der immer noch vergleichs-weise geringen Anzahl Hochschulabsolventen als rückständig bewertet. Die Bil-dungs-Theoretiker versichern der EU, dass auch wir in der Schweiz Fortschritte erzielen. Sind es aber denn Fortschritte, wenn anstelle der praktischen Fähigkeiten einer Hebamme zählt, dass sie jetzt eine Matura braucht und seit Herbst 2008 mit einem vierjährigen „Bachelorstudium“ ihren Beruf erlernen kann? Sind es Fortschritte, wenn in vielen Berufslehren der Theorieteil ausgebaut wird, der praktische und auch menschliche Aspekt jedoch vernachlässigt wird?

Es braucht sowohl von den Ausbildnern, auf Seite der Unternehmung, als auch von den Lehrlingen grossen Einsatz. Ich selber habe die landwirtschaftliche Lehre auf zwei verschiedenen Bauernhöfen gemacht. Ich habe viel von meinen Lehrmeistern und ihren Familien gelernt. Sei es in der Praxis auf dem Betrieb, war es im Umgang mit Tieren und den Maschinen, beim gemeinsamen Mittagsessen, in der Zusammenarbeit mit den verschiedensten Leuten, die auf den Hof gekommen sind… Wir müssen wieder zurück zu den einfachen Grundsätzen, zu unseren Stärken. Praxis weitergeben, d.h. ausbilden vor Ort in klaren Strukturen und Verhältnissen. Dabei gilt es auch die administrativen Hürden für Lehrmeister zu senken (weniger Kurse und Formulare).

Die SVP sagt klar NEIN zum „Sein wollen wie die anderen“ als Motiv für das eigene Handeln. Die SVP ist lebens- und realitätsnah. Sie steht für eine Schweiz ein, die sich von unten nach oben organisiert. Wo das Volk das letzte Wort hat. Wo der Föderalismus gelebt wird. Wo wir uns frei auferlegt zu Steuern verknurren, wo wir uns unsere eigenen Gesetze machen und uns gegen fremde Richter zur Wehr setzen. Wir wollen dem finanziell und zusehends auch institutionell gescheiterten Projekt EU weder nacheifern noch eine Passivmitgliedschaft erwerben – wie letzteres Herr Barroso diese Woche von der Schweiz gefordert hat. $

Wir wollen Schweizerinnen und Schweizer mit unserer uns eigenen Tradition und unseren Werten bleiben. Wir lassen uns nicht durch fremde Richter und fremde Vögte bestimmen – weder im Bildungssystem noch sonst wo.

Toni Brunner
Toni Brunner
Nationalrat Ebnat-Kappel (SG)
 
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