Gerne beginne ich in meine Ausführungen mit einigen persönlichen Worten. Vor mehr als 25 Jahren bin ich als angehender Panzergrenadier in Thun in die Rekrutenschule eingerückt. Und vor 20 Jahren absolvierte ich auf dem Waffenplatz Thun meine Ausbildung zum Kommandanten einer Panzerkompanie.
Dass mir dort auch heute noch alles sehr bekannt vorkommt, hat einen einfachen Grund: In den letzten 20 Jahren ist mit Blick auf die persönliche Ausrüstung und die Kampfpanzer alles mehr oder weniger beim Alten geblieben. Wer heute als «Pänzeler» in die RS einrückt, ist mit denselben Fahrzeugen unterwegs, auf denen ich einst ausgebildet wurde. Verändert hat sich einzig die Zahl der einsatzbereiten Kampffahrzeuge. 1987, vor fast 40 Jahren, beschaffte die Schweiz 380 Leopard 2 Kampfpanzer. Davon sind 134 kampfbereite Panzer übriggeblieben. Ein Armutszeugnis, im wahrsten Sinne des Wortes.
In die Zeit meiner weiteren Ausbildung zum KpKdt fällt aber auch der problematische Übergang von der Armee 95 zur Armee 21. Unter anderem wurde der Sollbestand der Armee um zwei Drittel reduziert und die Logistik zentralisiert. Die Gradstruktur und die Gliederung der Armee passte man der Nato an. Am verhängnisvollsten aber war der Abschied von der unmittelbaren Verteidigungsbereitschaft. «Für den grössten Teil der Armee genügt jedoch eine tiefere Bereitschaft, weil für die meisten Bedrohungen und Gefahren mit einer Vorwarnzeit von Monaten oder Jahren gerechnet wird.» So der Bundesrat im Abstimmungsbüchlein zur Volksabstimmung über die Armee 21 im Jahre 2003. Heute beschränkt sich die Einsatzbereitschaft der Armee auf die Unterstützung der Zivilbehörden. Die Reduktion des Auftrags auf einen blossen «Kompetenzerhalt» führte dazu, dass die Armee ihren verfassungsmässigen Kernauftrag – die Verteidigung des Landes – nicht mehr erfüllen kann. Gemäss Aussagen des Chefs der Armee wäre die Durchhaltefähigkeit im Ernstfall auf wenige Wochen beschränkt. Dies ist ein unhaltbarer Zustand, der angesichts der geopolitischen Instabilität sofortiges und umfassendes Handeln erfordert.
Heute stehen wir in der Verantwortung, diese Fehlentwicklung zu korrigieren. Ohne Wenn und Aber. Bereits in ihrem Positionspapier von 2024 hat die SVP festgestellt, worum es wirklich geht: Unsere Armee muss wieder kämpfen können. Die Verantwortung dafür liegt bei der Politik. An uns liegt es, die notwendigen Voraussetzungen für eine kampfbereite Armee zu schaffen. Der Weg dahin führt über die Menschen, die Mittel, das Fähigkeitsprofil und die Finanzen.
Beginnen wir mit dem Wichtigsten, den Menschen.
Alle, die als Angehörige der Armee ihre Pflicht erfüllen, haben ein Recht darauf, dass ihnen moderne Waffensysteme zur Verfügung stehen. Damit kommen wir zu den Mitteln.
Um den Anforderungen an eine moderne Kriegsführung gerecht zu werden, muss die Armee umfassend modernisiert werden. Aus Zeitgründen verzichte ich darauf, auf die einzelnen Rüstungsvorhaben einzugehen. Die detaillierte Aufzählung finden Sie in unserem Positionspapier. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die aktuellen weltweiten kämpferischen Handlungen viele militärische Prinzipien bestätigen, die von der Schweizer Politik in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt wurden:
Damit sind wir beim dritten Punkt, dem Fähigkeitsprofil einer Armee, die kämpfen kann.
Es versteht sich von selbst, dass dies alles nicht gratis zu haben ist. Was uns in der Vergangenheit als sogenannte Friedensdividende verkauft wurde, war in Tat und Wahrheit ein opportunistisches, dem Zeitgeist verpflichtetes Spiel mit der Sicherheit unseres Landes und der Zukunft unserer Kinder. Eine Armee, die kämpfen kann, muss über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen.