Die heimische Nahrungsmittelproduktion ist in Gefahr
Wer vor einem Jahr von einer weltweiten Hungerkrise gesprochen hätte, der wäre vermutlich zum Gespött der Nation geworden. Doch jetzt droht eine Katastrophe biblischen Ausmasses. Und was macht der Bundesrat? Er schränkt die Schweizer Lebensmittelproduktion weiter ein.
Der Ukraine-Krieg tobt zwischen zwei Ländern, die einen Grossteil des weltweit gehandelten Getreides produzieren. David Beasley, Exekutivdirektor des Uno-Welternährungsprogramms, spricht von möglichen «Hungerkrisen biblischen Ausmasses». Die Tageszeitungen sind voll von Berichten über die knappen Ressourcen. Sie sehen die Gründe der Nahrungsmittelknappheit richtigerweise in den Kriegswirren und den damit gestörten Anbau- und Exportmöglichkeiten in den betroffenen Gebieten. Selbstverständlich wird der Klimawandel als weiterer Grund der Verknappung von Lebensmittel ins Feld geführt – das erwartet man ja von einem Journalisten hierzulande. Spricht man von einer Krise biblischen Ausmasses, so liegt die Vermutung nahe, dass man sich an der alttestamentlichen Geschichte aus dem Lande Kanaan orientiert, wo eine grosse Hungersnot herrschte. Die Geschichte berichtet uns auch von Joseph, dem Berater des Pharaos von Ägypten, welcher geraten hat, Vorräte anzulegen in den guten Jahren, um gewappnet zu sein für schlechte Zeiten. Schon damals galt es vorausschauend zu handeln, um ein böses Erwachen zu verhindern.
Nein zur Verbotspolitik des Bundesrats
Und was passiert aktuell in der Schweizer Agrar- und Ernährungspolitik?
Der Gesamtbundesrat hat im April entschieden, an seiner Strategie festzuhalten. Die Bauern sollen verpflichtet werden, noch mehr Biodiversitätsförderflächen (BFF) anzulegen – zusätzlich zu den bereits bestehenden 160’000 Hektaren BFF nochmals 10’000 Hektaren, und dies explizit auf bestem Ackerland. Also noch mehr Extensivierung durch Stilllegung von fruchtbaren Böden. Der Einsatz von Pflanzennährstoffe wie Mist, Gülle und auch Kunstdünger soll gesenkt werden, und viele Pflanzenschutzmittel, welche für eine qualitativ und quantitativ gute Ernte unerlässlich sind, werden mittelfristig verboten. Dazu kommen zusätzlich Gewässerrenaturierungen zu Lasten von produktivem Landwirtschaftsland.
Aber auch Einschränkungen bei der ressourceneffizienten Fütterung und Haltung von Nutztieren sind geplant, welche sich höchstens negativ auf das Tierwohl auswirken. Hier gilt es die vom Bundesrat beschlossene zwanghafte Förderung von alten Kühen zu erwähnen oder die neusten Fütterungsvorschriften für Wiederkäuer. Der Praktiker weiss jedoch, je älter eine Kuh ist oder je unausgewogener sie gefüttert wird, desto öfter wird sie vom Tierarzt besucht.
Sinkender Selbstversorgungsgrad
Fazit des neusten Entwurfes zur Agrarpolitik: Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz soll nochmals um etliche Prozentpunkte gesenkt werden. Die fehlenden Kalorien können laut Bundesrat auf den Weltmärkten eingekauft werden. Die Frage stellt sich unweigerlich: Ist es richtig, wenn wir im eigenen Land die Nahrungsmittelproduktion geringachten und uns auf den strapazierten Weltmärkten mit zusätzlichen Gütern eindecken? Ganz bestimmt nicht. Da ist weit und breit nichts von vorausschauender Ernährungspolitik und Versorgungssicherheit der eigenen Bevölkerung, wie sie einst der biblische Joseph geraten hat.