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Unser Gesundheitssystem – eine Situationsanalyse

Die Schweiz verfügt über ein funktionierendes Gesundheitswesen. Doch den Preis, welchen wir für diese gute Gesundheitsversorgung bezahlen ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Die Gesundheitskos

Sylvia Flückiger
Sylvia Flückiger
Schöftland (AG)

Die Schweiz verfügt über ein funktionierendes Gesundheitswesen. Doch den Preis, welchen wir für diese gute Gesundheitsversorgung bezahlen ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Die Gesundheitskosten sind seit der Einführung des KVG markant angestiegen. Daher benötigen wir dringend Reformen, welche es uns ermöglichen, die gute Gesundheitsversorgung zu einem günstigeren Preis bereitstellen zu können.

Heute lebt Frau Schweizer im Durchschnitt 83.7 Jahre, Herr Schweizer 78.6 Jahre. 1900 lebten die Menschen in unserem Land noch weniger als 50 Jahre. Während die durchschnittliche Restlebenserwartung einer 65-jährigen Person in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts noch bei 11 bis 13 Jahren lag, liegt sie heute bei 18.1 Jahren für Männer und bei Frauen gar bei 21.5 Jahren. Auch wenn die Lebenserwartung nicht eins zu eins als Indikator für die Qualität der Gesundheitsversorgung bei gezogen werden kann, so zeigt die Statistik doch auf, dass unsere Gesundheitsversorgung funktioniert. Nur in Japan und Schweden werden die Leute älter als hierzulande. Des Weiteren gibt es in der Schweiz keine langen Wartelisten für schwere Operationen, wie dies in Ländern mit staatlicher Einheitsversorgung – etwa Grossbritannien oder Kanada – der Fall ist.

Wir bezahlen zu viel für unsere Versorgungsqualität
Allerdings erhalten wir in der Schweiz im Gesundheitswesen – ganz ähnlich wie in der Bildung – unsere Qualität nur mit einem hohen Mitteleinsatz aufrecht. Die Schweiz gibt 11.5 Prozent ihres Bruttoinlandproduktes für die Gesundheitsversorgung aus – nur die USA investiert mit 15 Prozent des BIP noch mehr in das Gesundheitswesen. Ein Land wie Japan (7.9 Prozent) gibt deutlich weniger für die Gesundheit aus, obwohl sie eine vergleichbare Gesundheitsversorgung haben wie wir.

Höhere Kosten schlagen sich in den Prämien nieder
Die hohen Gesundheitskosten spiegeln sich indirekt in der Prämienentwicklung wider. Seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes sind die Krankenkassenprämien für Erwachsene um fast 70 Prozent gestiegen. Jedes Jahr müssen die Bürger um die 3-6 Prozent mehr Krankenkassenprämien bezahlen.

Für viele Bürger – insbesondere für kinderreiche Mittelstandsfamilien – sind die Krankenkassenprämien heute ein Armutsrisiko geworden. Daher muss alles daran gesetzt werden, die Kosten zu senken.

Wo liegen die Ursachen für die stark gestiegenen Prämien?
Der starke Anstieg der Krankenversicherungsprämien kann in zwei Ursachen unterteilt werden. In „wünschbare“ und in weniger wünschbare. Zu den wünschbaren Kosten zählen sicherlich die Zusatzkosten, welche aufgrund neuer Innovationen, aufgrund neuen medizinischen Fortschritts entstehen und gewisse Mehrkosten verursachen. Des weitern führt die demographische Entwicklung zu Mehrkosten, welche nicht abgewendet werden können. Ausserdem hat die Bevölkerung hohe Ansprüche an die Gesundheitsversorgung, die nicht gratis zu haben sind.

Jeder pflegt sein eigenes Gärtchen!
Zu den unwünschbaren Kostentreibern gehören aber Faktoren, welche den Gesundheitszustand der Bevölkerung nicht heben und nur einzelnen Interessengruppen dienen, die direkt vom Gesundheitssystem profitieren. Ein Blick auf die Mandate der Mitglieder der Gesundheitskommission zeigt schnell, dass in kaum einem Bereich so erfolgreich lobbyiert wird, wie im Gesundheitswesen. Die Folge: Der Vertragszwang bleibt bestehen, ein Leistungswettbewerb wird verhindert, es kommt zu ineffizienten Strukturen – insbesondere im Spitalbereich – und viele Beteiligte haben keinen Anreiz, die Gesundheitskosten tief zu halten. Die zu hohe Rechnung bezahlen am Schluss die Patienten und die Prämienzahler.

Staat oder Markt?
Wir stehen heute vor einer Grundsatzentscheidung. Wollen wir mehr Markt oder noch mehr Staat im Gesundheitswesen? Die SP predigt schon seit Jahren ausschliesslich für eine staatliche Gesundheitsversorgung – doch diese wurde von der Bevölkerung bereits mehrmals verworfen. Volk und sämtliche Stände lehnten 1994 die „Volksinitiative für eine gesunde Krankenversicherung“ ebenso klar ab, wie sie 2003 die Volksinitiative „Gesundheit muss bezahlbar bleiben“ bachab schickten. Das Schweizer Stimmvolk hat sich mehrmals gegen eine staatliche Zweiklassenmedizin ausgesprochen – und hoffentlich wird es auch diesmal dem SP-Anliegen für eine Einheitskasse eine klare Abfuhr erteilen.

Unser Gesundheitswesen braucht mehr Markt statt Staat. Mehr Markt bedeutet tiefere Prämien und eine bessere Versorgungsqualität für die Bevölkerung. Eine Einheitskasse würde hingegen eine Abhängigkeit von einer staatlichen Monopolkasse bedeuten. Dass dies gravierende Folgen für die Versorgungsqualität hätte, versteht sich von selbst. Zudem würde die Einheitskasse keines der bestehenden Probleme im Gesundheitswesen lösen und die Kosten würden noch stärker ansteigen.

Sylvia Flückiger
Sylvia Flückiger
Schöftland (AG)
 
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