Benzin, Diesel, Öl und Gas ab 2031 halbieren – völlig unrealistisch!

Extrablatt ENERGIE NEWS

Frau Martullo, nur verantwortungs­lose Klimaleugner können das Klimagesetz (KlG) ablehnen. Sie haben selber Kinder – sind Ihnen deren Zukunft und das Schmelzen der Gletscher egal?
Das Gesetz löst nichts. Der Verbrauch von Benzin, Diesel, Öl und Gas soll in nur 8 Jahren halbiert werden. Wir werden gezwungen, zu­gelassene Autos zu verschrotten, funktionierende Heizungen raus­zu­reissen und Häuser und Wohnungen zu sanieren – und stehen am Schluss ohne Strom da! Das ist verantwortungslos!

Ihr Unternehmen, die Ems-Gruppe, hat bereits vor 15 Jahren Gas durch Biomasse ersetzt und ist seit 2020 an allen Standorten CO2-frei. Trotzdem lehnen Sie das Stromfresser-Gesetz ab, warum?
Die fossilen Energien machen in der Schweiz 60 Prozent aus. Alternativen in dieser Grössenordnung sind so schnell nicht verfügbar. Unsere bisherige Stromlücke verdoppelt sich. Verteuerung und Netz­ausfälle sind die Folgen. Bei der Ems-Gruppe hat uns der letzte Stromausfall 1 Million Franken gekostet!

Sie sprechen in Ihrem Argumenta­rium von einem Verbot von Benzin, Diesel, Heizöl und Gas, respektive von einem Verbot von Auto- und Diesel-Motoren. Im Gesetz findet sich aber kein solches Verbot. Das ist doch reine Angstmacherei!
Der Bund muss die fossilen Energien ab 2031 halbieren und bis 2050 eliminieren. Dafür braucht es Verbote. Denn: Das alles kostet, das macht man nicht freiwillig!

Können Benzin, Diesel und Heizöl nicht durch synthetische Kraftstoffe ersetzt werden?
Nein, diese Technologien stehen noch nicht in grösseren Mengen bereit und kosten extrem viel. In diesem Zeithorizont ist das nicht zu schaffen.

Das Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit – so der offizielle Name des Gesetzes – führt, wie es der Name schon sagt, zur Stärkung der Energiesicherheit. Warum bekämpfen Sie das?
Weil genau das Gegenteil passiert! 60 Prozent der Energie wird ver­boten– ohne Alternative. Das gibt Unsicherheit. Auch bei der Energiestrategie 2050 hat man sich auf Träume verlassen – und die Versorgungssicherheit geopfert!

Seit Monaten heisst es, wir würden uns in einer Energiekrise befinden und alle müssten Strom sparen – spürbar knapp wurde es nie. Ist diese angebliche Stromknappheit nicht völlig übertrieben?
Volle Gaslager, ein milder Winter und ein Gaskraftwerk als Reserve haben uns vor einem Blackout bewahrt. Unsere Kosten sind aber stark gestiegen. Sollten 60 Prozent der Energie fehlen, werden die Preise explodieren!

Bereits seit einigen Jahren kommt unser Land vor allem in den Wintermonaten nicht ohne Stromimporte aus unseren Nachbarländern aus. Warum sollten wir uns nicht auch in Zukunft darauf verlassen können?
Weil die Nachbarländer selber zu wenig Strom haben. 40 Prozent des EU-Stroms wird zudem mit Kohle und Gas produziert – der wäre dann bei uns verboten.

Die SVP setzt die Versorgungssicherheit aufs Spiel, weil sie sich beim möglichen Strom­abkommen mit der EU kompromisslos zeigt. Verhindert die Ideologie hier gute Lösungen?
Abkommen hin oder her: Die EU-Länder werden Strom liefern, wenn sie ihn haben. Haben sie keinen, werden sie auch nicht liefern.

Aktuell fliessen Milliarden Franken ins Ausland für den Einkauf von Erdöl und Gas, wir sind abhängig von Staaten wie Russland oder Katar. Mit der Herstellung von Energie durch Photovoltaik und Windkraft sind wir dagegen unabhängig und behalten die Wertschöpfung bei uns. Wäre das nicht besser?
Solarzellen und Windräder werden fast ausschliesslich in China pro­duziert, mit grosser Umweltbelastung. Bei einem Verzicht auf fossile Energien, müssten wir rund 3’000 Gross-Solarkraftwerke in den Alpen bauen! Auch das ist unrealistisch.

Das neue Gesetz bringt doch Milliarden-Aufträge für unsere Wirtschaft. Sie vertreten doch die Wirtschaft – wollen Sie keine Aufträge für diese Unternehmen?
Ausser bei der Installations-Branche, sehe ich keine. Bestehende Industrien werden aber wegen der hohen Kosten und der Unsicherheit aus der Schweiz verdrängt.

Letztes Jahr sind die Strom- und Energiepreise massiv gestiegen – wie schätzen Sie die Preisentwicklung für das laufende Jahr ein?
Vor dem nächsten Winter dürften die Preise nochmals ansteigen. Die Versorgung ist ja nicht sichergestellt.

Sie sagen, das Stromfresser-Gesetz führe zu explodierenden Kosten – was heisst das für die Bevölkerung und die Wirtschaft konkret?
Studien gehen von knapp 400 Milliarden Franken und 6’600 Franken höheren Energiekosten pro Person und Jahr aus! Wir müssen das Gesetz unbedingt ablehnen!

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SVP Nationalrätin (GR)
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