Auf Importe ist kein Verlass

Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz nimmt ab. Schuld sind die Zuwanderung und eine übertriebene Ökologisierung. Dabei dürfen wir uns nicht einseitig auf Importe verlassen.

Der Krieg in der Ukraine zeigt uns eindrücklich, wie fragil Versorgungslagen sein können. Von einem Tag auf den anderen hat sich ein ganzer Kontinent die Frage stellen müssen, wie man die Energieversorgung sichert. Beantwortet ist die Frage bis heute nicht und sie zeigt: Wenn es um Grundlegendes geht, sollte man sich nicht gänzlich auf Importe verlassen. Leider war diese Sensibilität in den vergangenen Jahren in Politik und Wirtschaft nicht vorhanden.

Wir steuern auf eine 10-Millionen-Schweiz zu und damit auf weitere grosse Herausforderungen für die eigene Versorgung. Gemäss dem im November erschienenen Agrarbericht 2022 ist der Selbstversorgungsgrad über alle Lebensmittel betrachtet rückläufig: Die Bevölkerung wächst schneller als die landwirtschaftliche Produktion. Keine gute Entwicklung. Dies findet auch die Bevölkerung: Eine ebenfalls im Agrarbericht 2022 enthaltene Umfrage zeigt, dass man sich hierzulande eine Landwirtschaft wünscht, die im Notfall die Versorgungssicherheit gewährleisten kann.

Dies sieht auch der Bundesrat so, der Selbstversorgungsgrad könne nur gehalten werden, «wenn die Landwirtschaftsböden quantitativ und qualitativ erhalten bleiben, der technische Fortschritt umgesetzt wird», schreibt er. Gleichzeitig nehmen behördliche Auflagen und Verbote zu. Beispielsweise beim Pflanzenschutz, wo für verbotene Mittel keine Ersatzprodukte zur Verfügung stehen. Oder wie im Kanton Zürich, wo fruchtbare Ackerböden zu Magerstandorten umgewandelt werden sollen.

Agrarpolitik überdenken
Die SVP hat kurz nach Ausbruch des Ukrainekonflikts darauf hingewiesen, dass der Bundesrat die Stossrichtung unserer Agrarpolitik überdenken muss. Aber nichts ist geschehen. Die Mehrheit der Politik will den eingeschlagenen Weg der übertriebenen Ökologisierung und den damit einhergehenden Verlust von Selbstversorgung um keinen Preis verlassen. Die vor kurzer Zeit in den Medien noch allgegenwärtige «globale Ernährungskrise» scheint bereits wieder in Vergessenheit geraten zu sein.

Der Schein aber trügt. Der russische Angriffskrieg hat grosse Teile der Landwirtschaft in der Ukraine vernichtet. Die weltweite Lebensmittelversorgung ist durch die wirren dieses Krieges wieder auf Feld eins gelandet. Es ist nicht daran zu denken, dass die Ukraine, die einstmalige Kornkammer der Welt, ihr Produktionspotential in den kommenden Jahren nutzen kann.

Umso mehr täte die Schweiz täte gut daran, den verfassungsmässigen Grundauftrag an unsere Bauern nicht zu vernachlässigen – nämlich eine Versorgung der heimischen Bevölkerung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Doch die Mehrheit der Schweizer Politiker wandelt weiter in ihrer ökologischen Traumwelt. Das Erwachen aus diesem Traum wird ähnlich unsanft sein wie bei der Energiekrise.

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über den Autor
Martin Haab
SVP Nationalrat (ZH)
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