Vorschriften entrümpeln und Arbeitsplätze sichern

Extrablatt Extrablatt März 2015

In der direkten Demokratie sei das Volk der Chef, lautet ein Bekenntnis des Aargauer SVP-Nationalrats und Unternehmers Hansjörg Knecht (55) aus Leibstadt. Beim Entscheid, den Euro-Mindestkurs aufzuheben, war aber vor allem Thomas Jordan als Direktoriumspräsident der Schweizerischen Nationalbank der Chef. Was nun?

Knecht, der im Herbst für den Ständerat kandidiert und als Geschäftsführer und Mitinhaber der Knecht Mühle AG unternehmerische Verantwortung trägt, sieht nicht nur Probleme, sondern auch Handlungsmöglichkeiten.

 

Extrablatt: Was halten Sie vom Entscheid der Nationalbank, der den Franken gegenüber dem Euro schlagartig um etwa 20 Prozent verteuerte?

Hansjörg Knecht: Aufgrund der internationalen Situation war die Aufhebung wohl unvermeidlich. Aber für die margenschwache Exportwirtschaft wird es sehr schwierig. Gewinnstarke Unternehmen können die Frankenaufwertung eher auffangen, weil die Rohstoffeinkäufe im Ausland günstiger werden.

Befürchten Sie nun eine Rezession?

Die Schweizer Wirtschaft ist in einer soliden Verfassung, die Nachfrage ist gut und die Arbeitslosigkeit tief. Das Wirtschaftswachstum ist davon abhängig, wo sich die Aufwertung einpendelt. Entscheidend ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern und auf unsinnige Vorschriften zu verzichten.

Welche Verbesserungsmöglichkeiten sehen Sie konkret?

Die SVP hat ein umfassendes Deregulierungs- und Revitalisierungspaket vorgeschlagen. Ich nenne ein paar Stichworte: keine Vorschriften für Unternehmen wie Lohnpolizei oder Quotenregelungen, keine neuen oder höheren Steuern und Abgaben, Verzicht auf die Vorlage «Grüne Wirtschaft» und auf zusätzliche Überregulierungen im Umweltbereich, Abbau der flankierenden Massnahmen und stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Abbau von Regulierungen bei Landwirtschaft und Gewerbe, aber auch im Bau- und Umweltrecht, administrative Vereinfachungen bei Abrechnungen von AHV, BVG, Mehrwertsteuer usw. für Unternehmen, keine zusätzlichen Regulierungen und Abgaben im Bereich der Energiestrategie 2050, strukturelle Anpassungen bei der Reform der Altersvorsorge ohne Steuererhöhungen und Leistungsausbau, Sanierungspakete für die Bundesfinanzen mit konsequenter Aufgabenüberprüfung und Personalplafonierung bei der öffentlichen Hand und schliesslich Stärkung des dualen Bildungssystems durch praxis- und wirtschaftsnahe Förderung des Berufsnachwuchses. Es gibt viel zu tun!

Was halten Sie vom Vorschlag, Löhne zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

In erster Linie sind die aktuellen Probleme durch Verzicht auf wirtschaftsfeindliche Ideen und eine Senkung der Steuern anzugehen, um die Produktionskosten zu senken. Aber personalintensive Branchen könnten gezwungen sein, bei den Löhnen etwas zu machen. Jedes Unternehmen muss dies individuell beurteilen. In unserem Betrieb ist eine Lohnsenkung kein Thema.

Wie beurteilen Sie die Lage vor der Volksabstimmung über die Erbschaftssteuer?

Die Abstimmung über eine Erbschaftssteuer von 20 Prozent wird eine emotionale Angelegenheit, weil die Initianten mit dem Neid auf die angeblich «Reichen » operieren. In Tat und Wahrheit werden aber Bürgerinnen und Bürger bestraft, die zugunsten ihrer Nachkommen sorgsam mit dem Vermögen umgehen. Der Mittelstand soll leiden, während jene, die ihr Vermögen verschleudern, steuerfrei ausgehen. Die Folgen für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wären verheerend. Denn die Erbschaftssteuer erschwert Nachfolgeregelungen in KMU-Betrieben und Familienunternehmen und gefährdet so Arbeitsplätze. Mit der Bundeserbschaftssteuer steigt die Fiskalquote, und die Standortattraktivität sinkt massiv.

Knecht Mühle

 

Hansjörg Knecht führt zusammen mit seinem Bruder bereits in vierter Generation den 1887 gegründeten Mühlebetrieb
in Leibstadt (AG). Nationalrat Hansjörg Knecht ist 55-jährig, verheiratet und wohnt in Leibstadt. Seine Hobbys sind Politik, Fussball und Jassen.

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