1 Milliarde jährlich in der Waadt

Extrablatt Extrablatt Februar 2013

Philipp Stauber, Unternehmer, Lausanne (VD)

Am 27. September 2009 wurde ein neuer Familienartikel in die Kantonsverfassung des Kantons Waadt aufgenommen. Seither ist
die flächendeckende Einführung der ausserschulischen Betreuung für alle Gemeinden obligatorisch. Die Kosten laufen aus dem Ruder…

Am 27. September 2009 wurde ein neuer Familienartikel in die Kantonsverfassung des Kantons Waadt aufgenommen. Seither ist die flächendeckende Einführung der ausserschulischen Betreuung für alle Gemeinde obligatorisch. Die Kosten laufen aus dem Ruder. Dies ist aber erst der Anfang der Verstaatlichung der Kinder.

85’000 Schüler zwischen 4 und 15 Jahren besuchen die Volksschule im Kanton Waadt. Werden die Vorgaben umgesetzt, entstehen Kosten bis zu einer Milliarde Franken pro Jahr (12’000 Franken pro Schüler).
Die Kosten für die frühkindliche Krippenbetreuung kommen noch dazu. Die Kostenbeteiligung der Eltern beträgt heute im Mittel zwischen 20 und 30%. Ledige, kinderlose Paare, ältere Menschen, das Gewerbe, und die Gemeinden werden also kräftig zur Kasse gebeten.

200 Gemeinden verlieren ihre Schule
HarmoS, integrativer Unterricht, ausserschulische Betreuung und die starke Zuwanderung stellen kleinere Gemeinden vor immer grössere Probleme, nicht nur finanzieller Art. Eine Zentralisierung ist häufig die Konsequenz. Kleine Schulhäuser haben damit ausgedient. Folgendes Beispiel ist exemplarisch:
27 Gemeinden mit rund 25’000 Einwohnern und 3’500 Volkschülern im Bezirk Gros-de-Vaud gründeten im Herbst 2012 einen Schulverbund. In den nächsten 12 Jahren sollen rund 80 Millionen Franken für Schulhäuser und Betreuungsplätze an 8 Standorten ausgegeben werden. Die anderen Gemeinden gehen leer aus und müssen ihre Schule schliessen.
Im Rahmen dieser Neuordnung des Bildungs- und Betreuungswesens verlieren 200 waadtländische Gemeinden ihre Schule. Die Gesamtsumme der notwendigen Investitionen lässt sich noch nicht abschätzen.

Von der Freiwilligkeit zum Obligatorium
Echallens, eine Gemeinde mit 5’400 Einwohnern und Schulstandort für 31 umliegende Gemeinden, macht es vor. Busfahrpläne, Transport- und Betreuungskosten zwangen die Behörden Farbe zu bekennen. Die Real- und Sekundarschule Trois-Sapins mit 780 Schülern verkürzt die Mittagspause auf eine Stunde. Um allen Schülern den Verbleib an der Schule zu ermöglichen, wird die Kantine für 1,5 Millionen Franken ausgebaut und ein warmes Mittagessen für 10 Franken angeboten. Aus Zeitgründen können die meisten Schüler nicht mehr über Mittag nach Hause. Praktisch bedeutet dies die Einführung der Tagesschule, ohne dass dies explizit so gesagt wird.

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Der Kanton Waadt hat 700’000 Einwohner, die Schweiz 8 Millionen. 1 Milliarde Franken im Kanton Waadt sind umgerechnet 11½ Milliarden Franken für die Schweiz.

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